Fokusthema

Eine Demontage im positivsten Sinne

Nach Fertigstellung des Ersatzneubaus zwischen Landesbergen und Mehrum/Nord wird die alte Leitungsinfrastruktur von TenneT rückgebaut und entlastet damit auch die Region. Wie so etwas funktioniert, zeigen wir in diesem Beitrag.

Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland ist eine großflächige Anpassung und Modernisierung der Leitungsinfrastruktur unerlässlich. Doch wo neue leistungsfähige Trassen entstehen, gibt es in der Konsequenz auch alte Leitungen, die technisch nicht mehr benötigt werden. Deren Rückbau ist bei Projekten wie dem Ersatzneubau zwischen Landesbergen und Mehrum/Nord Teil des Gesamtauftrags denn er ermöglicht es uns, den Raum gleichzeitig zu entlasten.   

Gerade in der Region in und um Hannover befinden sich mehrere Leitungsprojekte von Verteil- oder Übertragungsnetzbetreibern in der Planung und Umsetzung. Umso wichtiger ist es, bereits vorbelastete Natur- und Siedlungsräume, in denen sich Infrastrukturprojekte ballen, so gut es geht an anderen Stellen zu entlasten. Beim Projekt Landesbergen – Mehrum/Nord erreichen wir dies durch den Rückbau der Bestandsleitung. Aber auch die bestehende 220-kV-Leitung zwischen Lehrte und Wahle soll als Teil unseres Projektauftrags perspektivisch zum größte Teil abgebaut werden. 

Doch wie sieht der komplexe Rückbauprozess in der Praxis aus? Welche Schritte sind notwendig, um das reibungslose und umweltverträgliche Verschwinden einer alten Leitungstrasse zu ermöglichen? Um diese Fragen zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Phasen des Rückbauprozesses:

Glossar

Dienstbarkeiten


Dienstbarkeiten sind rechtliche Regelungen, die spezifische Nutzungsrechte an einem Grundstück festlegen. Sie gestatten es dem Berechtigten, den fraglichen Grund und Boden in einer bestimmten Weise zu nutzen. Im Leitungsbau spielen Dienstbarkeiten beispielsweise bei Maststandorten, Überspannungen oder bei Bauflächen eine tragende Rolle. Dienstbarkeiten werden im Grundbuch vermerkt und sind für die Eigentümerinnen oder Eigentümer eines Grundstücks verbindlich. Bei der Planung von Infrastrukturprojekten sind sie unerlässlich, um die Interessen aller Parteien in Einklang zu bringen.

Schritt 1: Planung und Vorbereitung

Der Rückbauprozess beginnt mit einer umfangreichen Planungsphase. Diese beinhaltet eine Bestandsaufnahme der zu entfernenden Infrastruktur, einschließlich der Anzahl und Art der Masten, der Länge der Leitungen und der Beschaffenheit der Fundamente.

Ein entscheidender Schritt ist dabei die Prüfung von Dienstbarkeiten und Nutzungsrechten. TenneT setzt sich mit den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern in Verbindung, um den Rückbau abzustimmen.

Parallel werden Umweltgutachten erstellt, um potenzielle Auswirkungen auf Flora und Fauna zu bewerten. TenneT koordiniert die Maßnahmen im Austausch mit lokalen Behörden, um erforderliche Genehmigungen einzuholen und den Zugang zu den Baustellen zu sichern.

Bevor der eigentliche Rückbau beginnen kann, werden umfangreiche Schutzmaßnahmen ergriffen. Ein zentraler Schritt ist hierbei die weiträumige Absicherung der Baubereiche sowie das Aufstellen entsprechender Schutzgerüste. Ein Experten-Team sorgt für die feste Verankerung der alten Masten am Boden. Hierfür werden Zugseile eingesetzt, die den Mast während des gesamten Rückbauprozesses stabilisieren. In ökologisch sensiblen Bereichen werden zusätzlich Schutzmatten ausgelegt, um Bodenverdichtungen und Vegetationsschäden durch die Arbeiten zu minimieren.

Schritt 2: Entfernung der Leiterseile

Anschließend beginnt die Demontage der Leiterseile. Hierbei kommen leistungsfähige Seilzüge zum Einsatz, mit denen die tonnenschweren Leitungsseile langsam und kontrolliert von den Isolatoren an den Masten gelöst werden. TenneT verwendet dabei vorrangig schleiffreie Methoden, bei denen die Leiterseile den Boden zwischen den Tragmasten nicht berühren. Während des Abziehvorgangs wickeln spezielle Trommelwinden die Leiterseile kontinuierlich und gleichmäßig auf. Vorteil: dieses Vorgehen ermöglicht nicht nur einen effizienteren Abtransport, sondern bereitet die Seile auch für das spätere Recycling vor.

Schritt für Schritt: Unser zugehöriger Erklärfilm zeigt anschaulich der Rückbau einer Freileitung

Schritt 3: Abbau der Strommasten von oben nach unten

Sind die Leitungsseile demontiert, beginnt der Rückbau der Mastkonstruktion. Da Strommasten aus vorgefertigten Bauteilen bestehen, folgt der Rückbau im Prinzip dem früheren Aufbau – lediglich in umgekehrter Reihenfolge.

1

Demontage der Mastelemente

Zunächst werden die obersten Teile des Mastes demontiert, indem die entsprechenden Schraubverbindungen gelöst werden. Ein leistungsstarker Autokran mit einer Tragkraft von 200 Tonnen befördert die einzelnen Mastteile sicher zu Boden. Danach folgen von oben nach unten schrittweise alle weiteren Mastelemente.

2

Zerschneiden der Stahlträger

Sobald die Stahlkonstruktion am Boden liegt, werden hydraulische Scheren eingesetzt, um die Mastelemente in handlichere Stücke zu zerteilen. Dies erleichtert den anschließenden Abtransport.

3

Freilegung der Fundamente

Anschließend erfolgt der Rückbau der Fundamente. Diese werden mittels Bagger freigelegt und anhand von speziellen Hydraulikmeißeln bis zu einer Tiefe von 1,5 Metern abgetragen.

4

Wiederherstellung des Oberbodens und Recycling

Im letzten Schritt wird das entstandene Loch mit regionalem Bodenmaterial aufgefüllt. Vor der Entsorgung des ehemaligen Leitungsgestänges wird geprüft, welche Materialien recycelt werden können, um den Rückbau möglichst nachhaltig zu gestalten.

5

Ende der Rückbauprozesse

Der Abbauprozess kann pro Mast bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Nach Abschluss der Bauarbeiten erlöschen die vereinbarten Nutzungsrechte und die Eigentümerinnen und Eigentümer können wieder frei über ihr Grundstück verfügen.


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