
Ein Mast aus Metallgittern, an dem lange Stahlseile befestigt sind: So banal könnte man eine Hoch- oder Höchstspannungsstromleitung beschreiben, wenn man sie vor sich sieht. Welche Rolle die einzelnen Bauteile im Gesamtsystem spielen und wie diese im Zusammenspiel den Stromtransport ermöglichen, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.
Das Erdseil: An der Spitze eines jeden Mastes befindet sich das sogenanntes „Erdseil“. Es transportiert keinen Strom, sondern schützt den Mast bei Blitzeinschlägen. Im Grunde fungiert dieses also als klassischer Blitzableiter, wie wir ihn von Hausdächern kennen.
Die Leiterseile: Sie transportieren den Strom und sind damit das Herzstück einer Stromleitung. Leiterseile bestehen zumeist aus einem Stahlkern, der von einem Aluminiumleiter umschlossen ist. Aluminium weist nicht nur eine gute Leitfähigkeit auf, es bringt auch weniger Gewicht auf die Waage, die tragenden Masten können relativ schlank dimensioniert werden. Der Stahlkern wiederum gewährleistet eine ausreichende Belastbarkeit der Leiterseile.
Die Phasen: Hochspannungsleitungen transportieren in der Regel Dreiphasenwechselstrom. Je drei stromführende Leitungen (Phasen) bilden einen Stromkreis bzw. ein System. Der Vorteil: In dieser Form kann die Spannung mit Hilfe von Transformatoren in Umspannwerken einfach geändert und der Strom verlustarm transportiert werden. Die Leitung Landesbergen – Mehrum verfügt bis Lehrte aktuell über ein, zwischen Lehrte und Mehrum über zwei Systeme. Beim Ersatzneubau werden es zwei Systeme über die komplette Trasse hinweg sein.
Die Bündel: Jede Phase besteht nochmal aus Teilleitern, die als Einfachseil, 2er-, 3er- oder 4er-Bündel angeordnet sind. Ob eine ein-, zwei-, drei- oder vierbündige Leitung genutzt wird, hängt von der benötigten Stromtragfähigkeit ab. Künftig werden Leitungen mit hohen Kapazitäten benötigt, um die schwankende Einspeisung aus den wichtiger werdenden erneuerbaren Energiequellen reibungslos zu den Verbrauchern zu transportieren. Im Zuge von netzverstärkenden Maßnahmen und Ersatzneubauten kommen verstärkt Mehrfachbündel zum Einsatz. So auch beim Projekt Landesbergen – Mehrum/Nord, wo die neue Leitung mit 4er-Bündeln geplant wird.
Die Isolatoren: Sie verhindern, dass der Strom der Leitungen auf den Mast übergeht. Ob es sich um eine 220-kV- oder 380-kV-Spannungsleitung handelt, erkennt man bei älteren Leitungen an der Zahl der Isolatoren: Eine 220-kV-Leitung besitzt in der Regel zwei Isolatoren je Leiterseil, eine 380-kV-Leitung drei oder vier Isolatoren.
Die Traversen: Die horizontalen Ausleger (auch Traversen genannt) tragen links und rechts des vertikalen Mastes die Leiterseile. Die Traversen müssen so dimensioniert sein, dass die Seile einen ausreichenden Abstand zueinander haben, damit die Luft als Isolator wirken kann.
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